MINT-Regionen wirken!
Mit der Ausschreibung „MINT-Regionen wirken!“ zeichnen wir Beispiele vorbildlicher Netzwerkarbeit für die MINT-Bildung aus, die belegen, dass das gemeinsame Handeln den Unterschied macht! Die Ausschreibung steht unter jährlich wechselnden Themenschwerpunkten. Sie würdigt die Erfolge von Netzwerkkoordinierenden und macht wirksame, innovative Praxisprojekte sichtbar, die inspirieren und zum Nachahmen anregen.
Ausschreibung 2024: Alle erreichen!
2024 zeichnen wir unter dem Motto „Alle erreichen!“ MINT-Regionen in Deutschland aus, denen es insbesondere durch die kluge Vernetzung vor Ort und das gemeinsame Agieren gelungen ist, MINT-Bildungsangebote inklusiver und diverser zu gestalten. Deshalb möchten wir zeigen: Wie können auch Zielgruppen, die bisher unterrepräsentiert sind in MINT-Bildungsangeboten, erfolgreich angesprochen und eingebunden werden? Welche neuen Themen, Personen, Orte und Wege werden dafür im Netzwerk erschlossen? Was sind Erfolgsfaktoren, was sind Stolpersteine auf dem Weg, wirklich alle zu erreichen? Denn von diesen guten Beispielen können wir alle lernen!
Wissenhochzwei
Die Wissenswerkstatt macht’s vor: Entdeckerinnen und Entdecker aus verschiedenen Institutionen und Bereichen kommen zusammen z. B. aus Musik und Technik.
Egal ob Strom, Metall, Holz oder Bytes, CNC, 3D-Druck oder Laser Cutter – in sechs Werkräumen an zwei Standorten können sich die Kinder ausprobieren. Um weitere Zielgruppen zu erreichen, schließen sich acht Institutionen zu dem Netzwerk Wissenhochzwei zusammen und organisieren übergreifende Kurse und Workshops. So kommen Kinder und Jugendliche vom Spielehaus oder der Musikschule mit dem Medienhaus, Museen oder der Wissenswerkstatt zu gemeinsamen Angeboten zusammen. Die Tages- und Halbtageskurse sind kostenlos, einige davon werden auch online angeboten.
An mehr als 900 Kursen haben 8500 Kinder und Jugendliche teilgenommen.
Kathrin Hopkins
Netzwerkkoordinatorin
Das Erfolgsrezept von Wissenhochzwei
- Tandemkurse anregen und auf diesem Weg neue Kooperationen ermöglichen und damit „Wahrnehmungsblasen“ aufbrechen: So leitete die Wissenswerkstatt über Versuche zur Akustik und Schallwellen zur Instrumentenvorstellung in der Musikschule über
- In Kooperationen mit ungewöhnlichen Partnern wie dem Medien- bzw. Spielehaus gemeinsame MINT-Angebote entwickeln und über dieses größere Netzwerk neue Zielgruppen erschließen wie Mädchen oder bildungsbenachteiligte junge Menschen, die bisher wenig mit Technik zu tun hatten oder sich kaum dafür interessierten
Eine Idee, die ohne großen Aufwand tatsächliche Kooperationen und Zielgruppenerweiterung ermöglicht.
Kadim Tas
Jurymitglied
Weitere Informationen zu Wissenhochzwei sind in unserer Broschüre ab Seite 8 zu finden und auf der Webseite der MINT-Region:
MINT.trifft.Sprache
Forschen und fragen – und zwei Sachen zugleich lernen. Beim Werkeln erlernen Schülerinnen und Schüler der Sprachförderklasse naturwissenschaftliche Fähigkeiten und nebenbei Deutsch.
Über das Tüfteln in den Kursen, das Bauen und Programmieren von Lego-Robotern oder die Arbeit im Schulgarten entsteht ein spielerischer Umgang mit MINT-Themen und Sprache. Durch diese Angebote werden Kinder, die eingewandert sind und kein Deutsch sprechen, gefördert. Dafür finden diese Workshops regelmäßig in enger Zusammenarbeit mit den Schulen statt. Ab der siebten Jahrgangsstufe experimentieren bis zu 15 Schülerinnen und Schüler in den Kursen, die fester Teil im Stundenplan sind – wöchentlich oder mindestens 14-tägig.
2023 besuchten rund 270 Schülerinnen und Schüler von sieben Schulen das Kurskonzept.
Milan Zeidler
Koordinator
Das Erfolgsrezept von MINT.trifft.Sprache
- In Experimenten (haptische Erfahrungen) und den Austausch im Kurs Schülerinnen und Schüler auf spielerische Weise einfache deutsche Begriffe und Fachvokabular beibringen
- Erfolgserlebnisse zunächst auch ohne Sprachkenntnisse und in Teamarbeit ermöglichen
- Lebensnahe Themen für den Einstieg wählen, etwa Brückenbau, und dadurch alle Lernenden ansprechen und Berührungsängste abbauen
- Nebenbei Berufsorientierung im MINT-Bereich anbieten
- Beitrag zur Integration leisten durch Austausch im Rahmen realer Begegnungen in Angeboten in Unternehmen, Hochschulen und weiteren Institutionen
Insbesondere die lebensnahe, nachvollziehbare und konkrete Themenstellung (Brückenbau, Haushaltsthemen) macht dabei für lernschwache Schülerinnen und Schüler den Reiz aus, da auf komplizierte Theorien oder Sekundärtexte verzichtet werden kann, das Problem aber dennoch zielgerichtet behandelt wird.
Bastian Ruthe
Lehrkraft Käthe-Kollwitz-Gesamtschule Recklinghausen
Weitere Informationen zu MINT.trifft.Sprache sind in unserer Broschüre ab Seite 10 zu finden und auf der Webseite der MINT-Region:
Techniktage
Im ländlichen Raum lernen Schülerinnen und Schüler durch die Techniktage MINT-Themen kennen und entdecken eigene Stärken – sowie berufliche Perspektiven in der Region.
“Neugier wecken und Technik erleben” – so das Motto der Techniktage. Die Schülerinnen und Schüler der 5. Klassenstufen durchlaufen an einem Tag bis zu drei Workshops und löten oder programmieren auf Augenhöhe mit der Unterstützung von Auszubildenden der Partnerunternehmen. Im Klassenverband werden alle ermutigt, sich im Tüfteln und Experimentieren auszuprobieren und sich auch an unbekannte Themen heranzuwagen. Die Role Models machen zukunftsweisende Berufe in der Region besonders nahbar und sichtbar.
Seit 2018 erreichten die Techniktage 981 Schülerinnen und Schüler.
Maria Müller
Netzwerkkoordinatiorin
Das Erfolgsrezept der Techniktage
- Kindern ermöglichen, Selbstwirksamkeit zu erleben, indem sie positive Erfahrung mit MINT-Themen machen
- Weiterführende Angebote an Schulen aufbauen wie etwa MINT-AGs, an denen sich beispielsweise nach Techniktagen dreimal so viele Schülerinnen und Schüler anmeldeten
- Aktivitäten im MINT-Bereich stärken zum Beispiel durch Teilnahmen an Wettbewerben der First Lego League
- Techniktage an der Schule auch für andere Klassenstufen weiterentwickeln
- In der Lage sein, eigene Ideen auch mal „über Bord“ zu werfen oder um- bzw. neu zu denken
Ich dachte, so was ist eigentlich nichts für mich, aber jetzt habe ich das hingekriegt und es hat voll Spaß gemacht.
Schülerin nach dem Löt-Workshop
Weitere Informationen zu den Techniktagen sind in unserer Broschüre ab Seite 12 zu finden und auf der Webseite der MINT-Region:
MINT.Berufe erlebbar machen
Abwechslungsreiche Berufe mit Zukunft: Schülerinnen und Schüler einer Hauptschule probieren an zwei Tagen sechs Themen aus dem Handwerk in der Schule und in Werkstätten aus.
Ob Chemie, Game Design, moderne oder traditionelle Holzbearbeitung, Malerei und Lackierung oder Elektronik – die Jugendlichen können sich aus verschiedenen Angeboten ihre Favoriten aussuchen. Zwei Tage lang haben Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, verschiedene MINT-Berufe in vierstündigen Workshops an ihrer Schule kennenzulernen. Dabei erfahren sie, wie vielfältig und spannend Berufe im MINT-Bereich sein können. Ein weiteres Highlight des Projekts ist die Berufsberatung durch die Agentur für Arbeit.
Bislang probierten sich 60 Schülerinnen und Schüler aus einer sonst schwer zugänglichen Zielgruppe aus.
Katharina Baarhs
Netzwerkkoordinatorin
Das Erfolgsrezept von MINT.Berufe erlebbar machen
- Aktiv mit Angebot auf Schülerinnen und Schülern der Hauptschule zugehen
- Zusammenarbeit mit Partnern wie Jugendhäusern stärken, um näher an der Zielgruppe zu sein und sie gezielt ansprechen zu können
- Fokus in Kursen auf praktische Anwendungen richten statt theoretischem Unterricht
- Schnelle Erfolgserlebnisse ermöglichen, um das Selbstbewusstsein der Zielgruppe zu stärken
- Mitgestaltungs- und Auswahlmöglichkeiten bieten
- Guten Betreuungsschlüssel sicherstellen
- Geeignete Räumlichkeiten mit passender Ausstattung organisieren
Geschickte und attraktive Verknüpfung von beruflicher Orientierung mit MINT für Hauptschülerinnen und Hauptschüler.
Volker Tschiedel
Jurymitglied
Weitere Informationen zu MINT.Berufe erlebbar machen sind in unserer Broschüre ab Seite 14 zu finden und auf der Webseite der MINT-Region:
MINTinsider-Pass
Sammeln und experimentieren: Mit Stickern und Sammelpass werden Kinder und Jugendliche angeregt, weitere und auch unbekannte MINT-Angebote auszuprobieren.
Der Sammelpass mit Stickern für Workshops bietet Kindern und Jugendlichen einen tollen Anlass, die verschiedenen Angebote in der MINT-Region zu erkunden. Mit jedem Workshop erhalten sie einen Sticker, den sie in ihren Pass kleben können. So können sie auf einen Blick sehen, welche Projekte sie bereits kennengelernt haben und wo es noch mehr zu erforschen gibt. Diese spielerische Methode regt die Neugier an und motiviert Neues auszuprobieren. Eine kleine Idee mit großer Wirkung: Nach Einführung des Passes stiegen die Teilnahmezahlen teilweise um das Achtfache an. Ein einfacher, aber effektiver Weg, um Kinder und Jugendliche für MINT zu begeistern.
Seit der Einführung des Sammelpasses stieg die Teilnehmendenzahl von 25 auf mehr als 200 pro Monat an.
Katrin Haltermann
Netzwerkkoordinatorin
Das Erfolgsrezept vom MINTinsider-Pass
- Sammelpässe attraktiv für Kinder gestalten und passend dazu Sticker anfertigen
- vielfältiges und abwechslungsreiches Programm erstellen
- niedrigschwellige Angebote an verschiedenen Orten in der MINT-Region
- Angebote müssen kostenlos und gut erreichbar sein
- Kurse planen, nach denen Kinder und Jugendliche Ergebnisse mitnehmen können wie selbstgemachte Seife
- Regelmäßigen Austausch organisieren, damit Lehrkräfte und Sozialpädagogen von Angeboten erfahren und Schülerinnen und Schüler informieren können
Der MINTinsider-Pass überzeugt zum einen mit seinem Konzept, die Nutzung eines breiten Spektrums an MINT-Angeboten anzuregen, zum anderen mit seiner kindgerechten und niedrigschwelligen bildbasierten Umsetzung, die auch Kinder und Jugendliche mit Sprach- und Lesedefiziten ansprechen und motivieren kann.
Norbert Sendzik
Jurymitglied
Weitere Informationen zum MINTinsider-Pass machen sind in unserer Broschüre ab Seite 16 zu finden und auf der Webseite der MINT-Region:
Viele bunte Wege für mehr MINT-Bildung – Netzwerkkoordinierende finden kreative Ansprachen für schwererreichende Zielgruppen
Es braucht Fingerspitzengefühl, Ideenreichtum und gute Kontakte in die Lebenswelten. Alles das haben die Netzwerkkoordinierenden, die ihre MINT-Projekte in diesem Jahr unter dem Motto “Alle erreichen!” eingereicht haben.
So unterschiedlich die Zielgruppen, so vielfältig die Wege, mit denen Kinder und Jugendliche für MINT-Bildung begeistern. Eins haben die Projekte alle gemeinsam: Sie nehmen ihre Zielgruppen genau wahr, gehen dahin, wo die Zielgruppen sind, und sie „sprechen ihre Sprache”.
Role Models und helfende Hände
Gerade für bislang unterrepräsentierte Zielgruppen können Menschen aus der eigenen Lebenswelt als Bezugspersonen und Vorbilder Zugänge zu MINTBildung ermöglichen. Neben Lehrkräften und Schulsozialarbeit werden in den eingereichten Beiträgen auch Kinder- und Jugendhäuser, Jugendverbände sowie Menschen aus kirchlichen, kreativen und interkulturellen Kontexten eingebunden.
Weitere Informationen und Beispiele aus den MINT-Regionen sind in unserer Broschüre ab Seite 19 zu finden.
Neue Orte und besondere Räume
Wenn die Zielgruppe nicht zur MINT-Bildung kommt, dann kann die MINT-Bildung dort hingehen, wo die Kinder und Jugendlichen sind. Dies ist ein Erfolgsrezept zahlreicher spannender Projekte, die sich in diesem Jahr für unsere Auszeichnung beworben haben. Das bedeutet, MINT-Bildung direkt in der Mitte der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen anzusiedeln, vorhandene Räume kreativ zu nutzen und auch MINT-fremde Umgebungen mit MINT-Programmen zu verknüpfen.
Welche Orte und Räume die Netzwerkkoordinierenden nutzen, zeigen die Beispiele auf Seite 20 in unserer Broschüre.
Spannende Angebote und kluge Ideen dahinter
„MINT machen, ohne dass MINT draufsteht“: ein Tipp aus einem MINT-Projekt in diesem Jahr. Der Trick dieses Mottos ist, bisher wenig erreichte Kinder und Jugendliche mit Angeboten anzusprechen, die auf ihre Hobbys und Interessen abzielen oder attraktive, „coole“ Ergebnisse hervorbringen. Der Ideenreichtum der Netzwerkkoordinierenden scheint endlos.
Wie diese Praxisbeispiele aussehen können, präsentieren wir in unserer Broschüre ab Seite 21.
Alle erreichen; eine Frage der (An-)Sprache
Einen besonderen Fokus richten einige Netzwerkkoordinierende auf die Sprache. Und das in vielerlei Hinsicht: Zum einen begeben sich Projekte gezielt auf Augenhöhe mit ihren Zielgruppen und übernehmen deren Tonfall im Sinne einer niedrigschwelligen, leicht verständlichen und auch jugendlich gefärbten Sprache. Genaue Kenntnisse über den Sprachstil der Zielgruppen sind hilfreich, um den „richtigen Ton“ zu treffen und dadurch Barrieren zu reduzieren.
Auf Seite 22 in unserer Broschüre sind die inspirierenden Beispiele aus den MINT-Regionen zu finden.
Auswahl von Partnern und Lernorten für die Netzwerkarbeit
Von zentraler Bedeutung ist die Auswahl der „richtigen“ Netzwerkpartner und Lernorte. Eine sorgfältig durchgeführte Auswahl erhöht die Chancen, dass die im Netzwerk entwickelten Bildungsangebote sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche in ihren Bedarfen auch erreichen.
Fokus auf soziale Bildungsungleichheit in der Netzwerkarbeit
Die Netzwerkarbeit ist an ihrem Mehrwert für Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Verhältnissen zu bemessen. Das heißt, ein Austausch im Netzwerk ist zwar eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung von geeigneten Maßnahmen. Bleibt es allerdings dabei, droht Vernetzung zum Selbstzweck zu werden. Um den Mehrwert für die Zielgruppen nicht aus dem Blick zu verlieren, ist es also von großer Bedeutung, den Fokus der Netzwerkarbeit immer wieder auf die gemeinsame Umsetzung von innovativen Angeboten für den Abbau sozialer Bildungsungleichheit zu lenken und gemeinsame Angebote zu entwickeln, die über die bestehenden Angebote der Netzwerkpartner hinausgehen. Im Idealfall kommt dabei das Beste aus verschiedenen Welten zusammen.
Der vollständige Beitrag von Norbert Sendzik ist in unserer Broschüre ab Seite 4 zu finden.
Dr. Norbert Sendzik forscht am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBI) in Bamberg unter anderem zur Implementation und den Wirkungen von Reformen zum Abbau von sozialer Bildungsungleichheit
Publikation zur Ausschreibung 2024: Alle erreichen!
Herzliche Einladung zu unserem Community Call am 5. November 2024 von 11:00 -12:30 Uhr zur Vorstellung der ausgezeichneten Praxisbeispiele
Eure Ansprechpartnerinnen
Eiken Prinz
MINT-Qualitätsoffensive, MINT-Regionen